Großbrand Peterpfarrgasse 2011
Großbrand Peterpfarrgasse 2011

Großbrand Peterpfarrgasse 2011

In der Nacht vom 14. auf den 15. September 2011 hat sich in der Würzburger Peterpfarrgasse ein Großbrand ereignet, wie ihn die Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt hatte. In diesem Artikel möchte ich an das Ereignis erinnern und einige der Fotos zeigen, die ich damals vor Ort gemacht habe.

Großbrand Peterpfarrgasse 2011
Dieses erste Bild entstand um 2:25 Uhr und zeigt den Blick vom Peterplatz in die Peterpfarrgasse.

In dieser Nacht saß ich an meinem Computer und schrieb gerade an einem Artikel für diese Webseite. Da es im September auch bei Nacht noch relativ mild war, hatte ich mein Fenster gekippt. Durch den geöffneten Spalt hörte ich immer wieder die Sirenen diverser Rettungsfahrzeuge durch die Straßen dröhnen. Ich wurde aufmerksam, ging zum Fenster und nahm sofort den starken Rauchgeruch wahr. Beim genaueren Blick über die Dächer in südwestliche Richtung war eine Rauchsäule mit leichtem Feuerschein nicht zu übersehen. Mir war dabei sofort klar, dass hier „etwas Größeres“ passiert sein musste.

Ich zog meine Schuhe an und packte meine Kameratasche unter den Arm und lief umgehend in die grobe Richtung Sanderring, wo ich den Feuerschein gesehen hatte. Schon unterwegs sah ich immer wieder Rettungsfahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit über die Balthasar-Neumann-Promenade rasen und folgte der Richtung.

Großbrand Peterpfarrgasse 2011
Blick in die untere Peterpfarrgasse von der Münzstraße aus.

Nach gut 10 Minuten kam ich über die Stephanstraße zum Peterplatz und sah sofort ein Großaufgebot an Fahrzeugen von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten. Beim Blick vom Peterplatz in die Haugerpfargasse hinunter war bereits deutlich zu sehen, wie die Flammen aus dem Dachgeschoss loderten und die Feuerwehr sichtlich Probleme hatte, der Lage Herr zu werden.

Das ganze schreckliche Ausmaß dieser Katastrophe sollte sich mir erst einige Minuten später offenbaren. Als ich mit dem Fotografieren begann, kam eine in zivil gekleidete Beamtin vom Presseteam der Polizei auf mich zu und wies darauf hin, dass ich doch mal das Gebäude von der Rückseite fotografieren solle, wenn ich „mehr“ sehen wolle. Ich nahm den Hinweis erst später ernst und versuchte, weitere Fotos zu machen. Über die Münzstraße kam ich an das untere Ende der Peterpfarrgasse und sah das weitere Ausmaß. Hier war eine weitere Drehleiter aufgestellt worden und die Feuerwehrleute standen zu zweit im Korb der Leiter. Beide trugen schweren Atemschutz und verschwanden immer wieder in dichten Rauchschwaden, die durch das Löschwasser aufkamen.

Großbrand Peterpfarrgasse 2011
Die Feuerwehrleute montieren Hydranten.

Von hier sah ich auch, dass das Feuer bereits auf die in der Gasse „Zwinger“ gelegenen Häuser übergegriffen hatte. Auch hier standen einige Fahrzeuge der Feuerwehr. In der engen Gasse waren die Wehrmänner aber erstmal damit beschäftigt, die hier fälschlich geparkten Autos beiseite zu schaffen. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis die ersten glühenden Dachziegel herunterfielen und auf den geparkten Fahrzeugen und am Boden laut krachend zerschellten. Noch kurz vorher war ich mit den Feuerwehrleuten den Zwinger hinauf gelaufen, um die Rückseite des Gebäudes sehen zu können – hier sollte ich ja laut Polizei wesentlich mehr zu sehen bekommen.

Das, was ich dann zu sehen bekam, war in der Tat „sehenswert“. So ein Feuer habe ich vorher noch nie gesehen! Ich war einerseits schockiert und andererseits auch fasziniert von den Ausmaßen und der Kraft der Flammen. Noch gut 100 m entfernt konnte man in dieser frischen Nacht die Wärme des Feuers im Gesicht deutlich spüren. Neben mir waren inzwischen viele Würzburger an den Ort des Geschehens gekommen und beobachteten zumeist aus sicherer Entfernung die Arbeit der Rettungskräfte.

Noch während des Feuers kam Würzburgs damaliger Oberbürgermeister Georg Rosenthal an die Einsatzstelle, um sich ein Bild zu machen. In einem Statement ließ er dazu am nächsten Tag über die Presse folgendes verlauten:

Nach einem Anruf aus der Rettungsleitstelle habe ich mir ab drei Uhr über mehrere Stunden selbst vor Ort einen Eindruck vom verheerenden Brand und dem Großeinsatz in der Peterpfarrgasse verschafft. So tief der erste Schock über den entstandenen Millionenschaden erst einmal sitzt, so froh war ich aber auch, einen reibungslosen Rettungseinsatz zu erleben, der Schlimmeres verhinderte. Unter der Koordination unserer Berufsfeuerwehr packten insgesamt rund 100 Feuerwehrleute auch von den Freiwilligen Feuerwehren der Stadt und im Landkreis mit an. Der Einsatz war professionell und besonnen. Ich kann allen Helfern nur von Herzen danken – insbesondere auch den ehrenamtlichen Kräften. Darunter auch viele Sanitäter, sie waren sehr schnell vor Ort, bekamen aber glücklicherweise bis in die Morgenstunden nur wenig zu tun. Genauso bemerkenswert war auch die Unterstützung aus der Nachbarschaft. Nur zwei Beispiele: die Kirche St. Stephan öffnete sofort den Kapitelsaal für die vom Brand Betroffenen und der Kinderhort von St. Hildegard ist bereits im Bechtholsheimer Hof untergekommen. Gespräche mit den Verantwortlichen bei der Stadt heute Nachmittag werden sicher eine genauere Übersicht über die Schäden und Raumbedarfe offenbaren und schnelle Lösungen bringen.

Georg Rosenthal, damals Oberbürgermeister von Würzburg

Bilder vom Großbrand

Alle Bilder entstanden zwischen 2:24 Uhr und 4:19 Uhr. Als ich um diese Zeit den Ort des Geschehens verließ, um wieder nach Hause zu laufen, war der Brand beim besten Willen noch nicht gelöscht. Dies sollte noch bis in die Morgenstunden dauern. Auch im Laufe des gerade angebrochenen Freitags war die Feuerwehr den ganzen Tag über damit beschäftigt, die immer wieder entfachenden Feuer zu löschen. In den folgenden Nächten war immer eine Brandwache rund um die Uhr zur Sicherheit vor Ort. Der Brandgeruch sollte noch einige Zeit erhalten bleiben. In der Sparkasse am Barbarossaplatz und in meinem Haus in der Semmelstraße roch es noch zwei weitere Tage nach kaltem Rauch!

Brandursache: Brandstiftung

Wenige Tage nach dem Brand stand bereits fest, dass das Feuer offensichtlich durch Brandstiftung entstanden war. Zuerst wurde angenommen, dass eine psychisch schwer angeschlagene Bewohnerin des Hauses das Feuer aus unbekanntem Grund gelegt hatte. Im Oktober 2012 wurden die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Würzburg allerdings eingestellt. Der leitende Oberstaatsanwalt Dieter Geuder sagte dazu:

Der Verdacht gegen eine heute 23-jährige Frau hat für eine Anklage nicht gereicht. Die Aussagen von Zeugen waren nicht konkret oder nicht hinreichend belastbar, alle möglichen Beweismittel sind ausgeschöpft.

Die damals 22-Jährige war zunächst von Mitbewohnerinnen der Wohngruppe „Berscheba“ für traumatisierte Frauen, die sich in dem Haus befand, belastet worden. Sie soll kurz vor dem Ausbruch des Brandes auf dem Dachboden gewesen sein. Die Frau soll zudem am Tag vor dem Feuer durch Zündeln ein Möbelstück in Brand gesetzt haben, behauptete eine Zeugin. Die Beschuldigte hatte bei Vernehmungen stets beteuert, mit dem Brand nichts zu tun zu haben. Sie kam direkt nach dem Feuer für zwei Monate in eine psychiatrische Klinik.

Die Staatsanwaltschaft sah für eine Anklage keine hinreichenden Beweise. Falls sich in der Zukunft neue Hinweise ergeben, könnten die Ermittlungen wieder aufgenommen werden, betont der leitende Oberstaatsanwalt. 1)Mit Informationen aus einem Artikel des Bayerischer Rundfunks vom 17.10.2012 (Artikel ist nicht mehr verfügbar).

Videos

Die Aufnahmen für das Video hatte ich „zwischendurch“ während des Fotografierens gemacht. In der Aufregung hatte ich wohl vergessen, den Ton der Kamera einzuschalten. Und da wohl keine Musik wirklich passend gewesen wäre, hatte ich mich entschieden, den Film so stumm zu lassen, wie er war – die Bilder sprechen eh für sich. Das Video hatte ich morgens gegen 5 Uhr bei YouTube veröffentlicht. Als ich am selben Tag mittags wieder online war, hatte der Film bereits weit über 10.000 Aufrufe.

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Drei Tage nach dem Großbrand war ich wieder vor Ort. Erst jetzt wurde der angerichtete Schaden in seinem ganzen Ausmaß sichtbar.

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Wiederaufbau

Feiern Handwerkerfest in Sankt Hildegard (von links): Johannes Mendel (Zimmermann der Firma Karch), Albrecht Siedler (Aufsichtsrat SBW-Bauträger- und Verwaltungs-GmbH), Otmar Finger (Geschäftsführer SBW-Bauträger- und Verwaltungs-GmbH) und Johannes Kraft (Bauleiter) (Foto: Vanessa Biermann / POW).
Handwerkerfest in Sankt Hildegard.
Zimmermann Franz Grad bringt einen Tannenbaum am Dachgiebel an (Foto: Vanessa Biermann / POW).
Zimmermann am Dachgiebel.

Unmittelbar nach Freigabe des Objektes durch die Polizei wurde am 19. September 2011 mit den Aufräumarbeiten begonnen, und nur gut vier Monate später fand am 12. Januar 2012 ein Handwerkerfest für den wiederaufgebauten Dachstuhl statt. „Wir haben absichtlich kein Richtfest gefeiert, weil die Umstände zu traurig sind“, erklärte Otmar Finger, Geschäftsführer der SBW-Bauträger- und Verwaltungs-GmbH.

Da der Großteil des Dachs nun abgedichtet sei, sollte es dennoch eine kleine Feier geben, waren die Zimmermänner der beauftragten Firma überzeugt. „Sonst bringt es Unglück“, betonte Zimmermann Johannes Mendel. Sein Kollege Franz Grad kletterte auf den Giebel und brachte dort einen kleinen Tannenbaum an. Anschließend sprach Mendel einen Richtspruch.

Die Kosten für die Sicherungs-, Trocknungs- und Brandräumungsleistungen betragen rund 700.000 Euro.

Nach Fingers Angaben werden die Kosten für den kompletten Wiederaufbau auf rund 3,5 bis 4 Millionen Euro geschätzt. Wieder bezugsfähig war das Gebäude dann im Herbst 2012 – also rund ein Jahr nach dem Feuer.

Abschließende Worte

Respekt und Dank an alle beteiligten Rettungskräfte! Auf dem Bild kämpfen Feuerwehrleute auf der Drehleiter im Funkenflug gegen die Flammen.
Feuerwehrleute auf der Drehleiter im Funkenflug.

Abschließend zu diesem Artikel möchte ich sagen, dass meine Hochachtung und mein ganzer Respekt den Feuerwehrleuten der Berufsfeuerwehr Würzburg und den vielen freiwilligen Feuerwehrleuten gilt. Die Einsatzkräfte haben hier über Stunden hinweg im harten Dauereinsatz wirklich sichtbar mit diesem Feuer „gekämpft“ und alles gegeben!

Wir können wirklich von Glück reden, dass wir eine Berufsfeuerwehr und viele freiwillige Helfer haben, die jederzeit, rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr für alle Fälle gerüstet und da sind – nicht nur, wenn es brennt!

Weiterführende Links

Quellenangaben[+]

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