Würzburger Ruinen
Würzburger Ruinen

Würzburger Ruinen

Am 16. März 1945 ist Würzburg einem schrecklichen Bombenangriff des Zweiten Weltkriegs zum Opfer gefallen. In nur 20 Minuten zerstörten 231 Bomber der englischen „Royal Air Force“ unsere Stadt und hinterließen unzählige Würzburger Ruinen, die die Stadt zum „Grab am Main“ machten. Neben Dresden und Hamburg war Würzburg eine der am stärksten zerstörten Städte in Deutschland.

Würzburg nach der Zerstörung im Jahr 1945 (Foto: Stadtarchiv Würzburg)
Würzburg nach der Zerstörung im Jahr 1945 (Foto: Stadtarchiv Würzburg)
Die Würzburger Ruinen. Beschriftungen wie diese findet man an vielen Häusern der Stadt. Hieran kann man sehr gut erkennen, wie viele Häuser in der Bombennacht vom 16. März 1945 tatsächlich zerstört wurden.
Wiederaufbau 1949

82 % der bebauten Stadtfläche und 90 % der Würzburger Innenstadt wurden ein Raub der Flammen. Nur sieben Häuser in der Juliuspromenade und ein Haus in der Büttnergasse überstanden den Angriff unversehrt. Noch bis in die 1970er Jahre sollte es dauern, bis in Würzburg fast alle Kriegsruinen beseitigt und die Stadt nahezu vollständig wiederaufgebaut war.

Erst Anfang der 1990er Jahre wurde zum Beispiel der „Alte Kranen“ mit Nebengebäuden wieder hergerichtet. Im alten Zollgebäude befand sich bis in das Jahr 2009 das „Haus des Frankenweins“, in dem fünf verschiedene Pächter im Laufe der Jahre ihr „gastronomisches Glück“ gesucht und nicht gefunden hatten. Nachdem 2007 der letzte Pächter das Handtuch geworfen hatte, ist hier nun seit Dezember 2010 ein Pizza-Restaurant und der Brauerei-Gasthof der Würzburger Hofbräu untergebracht.

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Als ich vor einigen Jahren eher zufällig damit begonnen hatte, die Würzburger Ruinen zu fotografieren, hatte ich zuerst keine genaue Vorstellung davon, wie viele zerstörte Häuser oder aufgelassene Grundstücke es in Würzburg tatsächlich noch gab. Stellen, an denen man auch heute noch Schäden von damals sieht. Zuerst fiel mir nur die langen Jahre stehen gebliebene Ruine in der Virchowstraße ein (siehe unten). Bei der weiteren Recherche kamen aber noch einige weitere Orte hinzu.

Ruchti Haus

Im Würzburger Stadtteil Sanderau befand sich bis in das Jahr 2004 in der Virchowstraße Nr. 10 eine der letzten und vermutlich bekanntesten Ruinen der Stadt – das sogenannte „Ruchti Haus“. Das Gebäude blieb deshalb so lange in seinem „Nachkriegszustand“, weil der Eigentümer Wilhelm Ruchti mit dieser Ruine ein Zeichen setzen wollte – als Erinnerung an die Zerstörung Würzburgs und als Mahnung zum Erhalt des Friedens.

Er richtete sich nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1948 in diesem (seinem Elternhaus) im Erdgeschoss vier Zimmer ein und betrieb hier 57 Jahre lang seine Firma (Anzeigenkontor Ruchti & Co). Nach dem Tod von Ruchti wurde das Gebäude Anfang 2006 eingerüstet, um alles für den Abriss vorzubereiten.

An Stelle der Ruine entstand ein fünfgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus, welches Teile der ehemaligen Fassade enthält. Diese wurden beim Abriss Stück für Stück abgetragen und zwischengelagert. Dies war auch der Wunsch von Ruchti. „Herr Ruchti hat sich einen Neubau gewünscht“, sagte Dr. Ignczio Czeguhn in der Main-Post vom 28.08.2006. Er hatte ihn 1978 kennengelernt und wurde später sein juristischer Berater, und ist zudem der Vorsitzende der „Wilhelm H. Ruchti Stiftung“.

Diese Stiftung ist Ruchtis Hinterlassenschaft an die Nachwelt. Er war kinderlos und unverheiratet und vermachte sein ganzes Erbe (2,3 Millionen Euro) der Universität Würzburg zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. Wilhelm Ruchti starb im Alter von 92 Jahren am 16. März 2005 – also genau 60 Jahre, nachdem sein Elternhaus im Krieg zerstört wurde.

Würzburger Ruinen im Mainviertel

Eine weitere Ruine befand sich bis zu ihrem Abriss im Oktober 2007 in der Zweiten Felsengasse im Mainviertel unterhalb des Festung Marienberg. Die urigen engen Gassen beinhalten viele alte Häuser und damals eben auch diese Ruine.

Der ehemalige Eingang zu Nr. 5 wird auf den Bildern von Mülltonnen versperrt. In früheren Zeiten war im rechten Gebäudeteil ein Geschäft für Anglerbedarf angesiedelt, passend also zum Mainviertel oder auch „Fischerviertel“. Im linken Gebäudeteil befand sich ein Laden für Fahrradzubehör. Wer zu Zeiten der Ruine zu den schmutzigen Fenstern hineinsah, fand eine wahre „Rumpelkammer“ darin.

Beim Abriss der Ruine wurden Mauerfundamente aus dem 13. Jahrhundert freigelegt. Zusätzlich fand man eine 15 kg schwere Kanonenkugel, deren Alter erst noch genau festgestellt werden musste. Das Ergebnis der Untersuchung ist mir leider nicht bekannt.

Unweit der Felsengassen unterhalb der Festung befindet sich einige Straßen weiter an der Ecke Laufergasse / Alte Kasernenstraße dieser Rest eines ehemaligen Gebäudes. Bis auf die beiden Außenmauern mit den vergitterten Fenstern ist hier nichts weiter übrig geblieben. Der Platz hinter dem Gemäuer wird heute für Mülltonnen und als Parkplatz verwendet.

Ruinen im Peterviertel

Gerade rund um die Sanderstraße im Peter Viertel findet man gleich mehrere Ruinen oder aufgelassene Grundstücke. So zum Beispiel in der Korngasse. Der Blick durch den unscheinbaren Bretterzaun offenbart den ehemaligen Eingang in die alten Kellergewölbe. Inzwischen (Anfang 2020) wird das Gelände neu bebaut.

Weiter geht es in der Rosen- und Reuerergasse. In der Rosengasse wuchs und gedieh viele Jahre ein schöner Baum, der sich hier seinen Platz geschaffen hatte. Die Lücke wurde inzwischen durch einen Neubau geschlossen. In der Reuerergasse hingegen kann man ganz gut das ehemalige und jetzt zugemauerte Fenster erkennen. Hier war vielleicht mal ein Schaufenster.

Auch in der Badergasse (Verbindungsstraße zwischen Peterplatz und Sanderstraße) kann man gut erkennen, dass die Außenmauern eines ehemaligen Gebäudes wieder genutzt wurden.

Noch heute sichtbare Spuren des 16. März

Auch an manchen Brücken und Gebäuden sieht man heute noch Schäden aus vergangenen Tagen. Denn einer der vier Löwen auf der Löwenbrücke (eigentlich „Ludwigsbrücke“) hat tatsächlich – wie die Bilder beweisen – noch ein Loch im Po. Dieses stammt von einem Luftangriff am 2. April 1945. 

Deutsche Truppen hatten an diesem Tag zwei Bögen der Brücke gesprengt, um den Vormarsch der alliierten Truppen aufzuhalten. Es wurde durch die Amerikaner jedoch eine Behelfsbrücke aus Stahl (Bailey-Bridge) mit zwei provisorischen Stützen gebaut. 1947 wurde diese mit schwerem Gerät wieder abgebaut und mit einer originalgetreuen Restauration begonnen. Als Material wurde Eisenbeton verwendet.1)Wuerzburgwiki.de im Artikel über die „Ludwigsbrücke“ ⇾ abgerufen am 14.03.2020

Auch am Gebäude des Juliusspitals an der Juliuspromenade sind Kriegsspuren bis heute gut sichtbar. Die ganze Front des Gebäudes ist mit Einschlägen von Bombensplittern und wahrscheinlich auch Schusswechseln versehen. 

Quellenangaben[+]

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