Die Würzburger Straßenbahn – umgangssprachlich meist „Straba“ genannt (mit kurzem „a“) – wurde 1892 zunächst als Pferdebahn eröffnet und nach nur acht Jahren auf elektrischen Betrieb umgestellt. Nach zweimaliger Stilllegung und dem Systemstreit in den 1960er Jahren ist der Bestand der Straßenbahn mittlerweile gesichert.
Die Straßenbahn bildet gemeinsam mit dem Omnibusverkehr das Rückgrat des öffentlichen Personennahverkehrs in der Stadt und wird von der Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB), einem Tochterunternehmen der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH (WVV) betrieben.
Das 19,7 Kilometer lange Streckennetz ist mit 750 Volt Gleichspannung elektrifiziert, nahezu komplett zweigleisig ausgebaut und verfügt über 48 Haltestellen. Alle Fahrzeuggattungen besitzen die übliche Spurweite von 1000 mm. Auf den fünf Straßenbahn- und 32 Buslinien werden jährlich knapp 20 Millionen Fahrgäste befördert. 1)Artikel in Wikipedia.de über die Würzburger Straßenbahn
Geschichte der Straßenbahn in Würzburg
Die Geschichte der Straßenbahn in Würzburg beginnt bereits im Jahr 1875. Damals wurden die ersten Anträge für den Bau einer durch Pferde gezogenen Straßenbahnwagen gestellt. Es dauerte dann noch einige Jahre bis 1892 die Pferdebahn eröffnet wurde. Es gab 14 Wagen, 56 Pferde und 45 Kutscher für den Betrieb.
Schnell zeigte sich damals, dass der Betrieb mit Tieren zu langsam und auf Dauer zu teuer war. Nachdem man in anderen Städten bereits gute Erfahrungen mit der „elektrischen“ gemacht hatte, dauerte es nicht lange bis im Juli 1898 die Würzburger Straßenbahn AG gegründet und dazu ein Elektrizitätswerk gebaut wurde. Erstmals planmäßig fuhren die 15 Triebwagen mit ihren 35 PS-Motoren im Jahr 1900. Die nun deutlich schnellere Straßenbahn wurde wiederum sehr gut von den Bürgern der Stadt angenommen und so begann man bald mit dem Ausbau des Streckennetzes.
Im zweiten Weltkrieg wurde der Großteil aller Fahrzeuge und Strecken in Würzburg zerstört und musste mühsam wieder aufgebaut werden. Besonders problematisch war dabei der chronische Ersatzteilmangel und die Tatsache, dass es keine Werkstätten mehr gab. Reparaturen an Fahrzeugen wurden also unter freiem Himmel durchgeführt.
Die Würzburger Straßenbahn kaufte in den Nachkriegsjahren immer wieder gebrauchte Fahrzeuge von anderen Städten die ihre Bahnen eingestellt und durch Busse ersetzt hatten. Der dauerhaft veraltete Fahrzeugbestand und die im Vergleich modernen Busse, blieben auch den Würzburgern nicht unbemerkt. Stimmen wurden lauter, die auch für Würzburg die Einstellung der Straßenbahn forderten. Sie sei unmodern, zu langsam und behindere den Individualverkehr.
Die folgende Galerie mit Fotos aus dem Archiv von Willi Dürrnagel zeigt die Würzburger Straßenbahn in den Jahren zwischen 1942 und 1960.
In anderen Städten zeigte sich zu dieser Zeit aber auch, dass der Verschleiß an den hochgelobten Bussen ganz enorm und damit teuer war. Würzburg bewahrte diese Erkenntnis unter anderem vor dem Plan die Straßenbahn tatsächlich abzuschaffen.
In den 1960er Jahren wuchs der Individualverkehr überall in Deutschland ganz enorm an. Die Straßenbahn investierte zu dieser Zeit verstärkt in neue Busse statt in die Straßenbahn. Wieder wurden Forderungen laut die Bahn doch endlich einzustellen.
Erst als sich die WVV im Jahr 1966 der Straßenbahn annahm und die Leitung übernahm, sollte die Zukunft wirklich gesichert sein. Es wurden endlich Strecken umfangreich saniert und fabrikneue Fahrzeuge angeschafft. Wagen Nr. 238 der heute noch auf Würzburgs Schienen zu sehen ist (siehe unten), gehörte damals zu den neuen und hochmodernen Fahrzeugen.
Nachdem sich die Verantwortlichen bei der Straßenbahn und im Stadtrat im Jahr 1985 ein Bild der Straßenbahnbetriebe in Karlsruhe und Freiburg gemacht hatten (beide Städte gelten bis heute in Sachen „Stadtbahn“ als vorbildlich in Deutschland), wurde ein Investitionsprogramm von 100 Millionen Euro für den Ausbau der Straßenbahn in Richtung Heuchelhof aufgelegt. Mit beauftragt wurde gleichzeitig der Bau von 14 neuen Fahrzeugen für die Linie 5. Der Betrieb der neuen Linie startete dann zum 30.11.1989. Weitere 20 neue Fahrzeuge wurden ab 1996 in Betrieb genommen. 2)Mit Material aus „Die Geschichte der Würzburger Straßenbahn“ von Andre Werske.
Die Zukunft der Würzburger Straßenbahn ist seit vielen Jahren gesichert und sehr wahrscheinlich niemand in unserer Stadt kann sich ernsthaft den ÖPNV ohne die „Straba“ vorstellen. Weitere Ausbaupläne in andere Stadtteile (z.B. Versbach oder Lengfeld) sind trotzdem immer wieder gescheitert. Die ehemalige Strecke durch Heidingsfeld ist im Jahr 2001 sogar komplett eingestellt und die Gleisanlagen sind zurückgebaut worden.
Ab dem Jahr 2027 soll die neue Straßenbahnlinie 6 zum Stadtteil Hubland fahren. Bis 2024 soll die Erweiterung der Strecke von Grombühl bis zum Klinikum ZIM ZOM fertiggestellt sein.
Fuhrpark der Würzburger Straßenbahn
Der Fuhrpark besteht gegenwärtig aus 40 Straßenbahnfahrzeugen, die im Fahrgastbetrieb zum Einsatz kommen und folgenden drei Fahrzeugtypen zuzuordnen sind:
- 6 dreiteilige GTW-D8 (Fahrzeugnummern 236, 238, 243 bis 246)
- 14 dreiteilige GT-E (Fahrzeugnummern 201 bis 214)
- 20 fünfteilige GT-N (Fahrzeugnummern 250 bis 269)
Darüber hinaus existieren noch einige Sonderfahrzeuge in Würzburg, die nur bei Extrafahrten zum Einsatz kommen oder für den Betriebsunterhalt eingesetzt werden:
- historischer Triebwagen GT-H (Fahrzeugnummer 272)
- historischer Trieb- und Beiwagen Schoppen-Express (Fahrzeugnummer 291 und 292)
- Düwag-Schienenpflegezug (Fahrzeugnummer 295)
- Esslingen-Elektrolokomotive (Fahrzeugnummer 299) 3)Artikel in Wikipedia.de über die Würzburger Straßenbahn
- Ab 2024 ist die Anschaffung von insgesamt 38 neuen Straßenbahnfahrzeugen geplant (siehe weiter unten)
Aufgrund der vorhandenen Wendeschleifen sind heute alle Züge Einrichtungsfahrzeuge. Die hier unten gezeigten alten Wagen vom Typ GTW-D8 konnten im „Notfall“ in beide Richtungen gefahren werden. Die ganz alten „Hagener Straßenbahnwagen“, die bis zur Jahrtausendwende genutzt wurden, hatten bis zum Umbau in „Einrichtungsfahrzeuge“ einen zweiten identischen Fahrerplatz und entsprechend auf beiden Fahrzeugseiten die gleiche Anzahl von Türen.
Wagen Nr. 238 gehört noch zur alten (Baujahr 1968) Wagengeneration (Typ „GTW-D8 245“). Diese sind heute – wenn überhaupt – nur noch im Schul- und Sonderverkehr auf Würzburgs Schienen zu sehen. Von sämtlichen ehemaligen Fahrzeugen sind sechs Fahrzeuge für den Einsatz verfügbar geblieben. Der Rest wurde verkauft oder verschrottet. Einige wenige Wagen stehen noch im Betriebshof Heuchelhof und dienen dort als Ersatzteillager für die noch genutzten Züge. Früher oder später werden diese alten Fahrzeuge also definitiv aus dem Würzburger Stadtbild verschwinden – wahrscheinlich spätestens dann, wenn die ersten der 38 neuen Fahrzeuge in Betrieb genommen werden (siehe unten).
Eher selten gesehen auf Würzburgs Schienen: Das erste Bild zeigt den sogenannten „Schoppen-Express“ (Fahrzeugnummer 291 und 292) den man bei der WSB für Ausfahrten mieten kann. In den Adventswochen wird das Fahrzeug zum Nikolauswagen umdekoriert.
Das zweite Bild zeigt einen Straßenbahnunfall den ich vor einigen Jahren zufällig mitbekommen hatte. Ich stand an der Haltestelle Eichendorffstraße und wartete abends auf die Linie 4. Ich sah die Straßenbahn heran fahren, als es plötzlich ein lautes Geräusch gab und die Straßenbahn wenige Meter vor meinen Augen entgleiste. Es stellte sich heraus, dass unbekannte vorher einen Holzpfosten oder ähnliches auf das Gleis gelegt hatten. Personen kamen nicht zu Schaden.
Der „GT-N“ und die technischen Probleme
Im November 2023 wurde bekannt, dass es bei einem der 20 Züge des Typ GT-N ein technischen Problem mit einem der Fahrwerke gibt. Die Würzburger Straßenbahn hat deshalb vorsorglich alle Fahrzeuge dieses Typs aus dem Verkehr genommen. Für einen Straßenbahnbetrieb wie die WSB, mit insgesamt nur 40 Fahrzeugen, ist dies natürlich der absolute Super-Gau!
Seit 6. November 2023 gibt es in Würzburg deshalb einen Sonderfahrplan mit diversen Einschränkungen. Die Linien 1 bis 3 sind komplett gestrichen. Es gibt nur noch die Linien 4 und 5. Auf der Linie 2 zwischen Zellerau und Hauptbahnhof wird seit dem zum Beispiel unter der Woche nur noch ein Schienenersatzverkehr mit Bussen angeboten – Straßenbahnen fahren – wenn überhaupt – nur noch am Wochenende! Wie lange dieser Ausnahmezustand in Würzburg dauern soll, ist derweil vollkommen ungewiss. Die WSB selber spricht aktuell davon, dass es bis zu eineinhalb Jahren (!!!) dauern kann, bis alle Wagen vom Typ GT-N wieder einsatzbereit sind. 4)Straba-Ausfall in Würzburg: Warum es noch eineinhalb Jahre dauern kann, bis alle Strabas wieder fahren → Main-Post-Artikel vom 15.01.2024 → abgerufen am 26.01.2024
Der Grund dafür sind die enorm aufwändigen Prüfungen aller 60 Fahrgestelle von allen 20 Fahrzeugen. Spezialisten des Herstellers der GT-N Fahrzeugflotte (Fa. „Linke-Hofmann-Busch“ – heute „Alstom Transport Deutschland“) analysieren derzeit gemeinsam mit Sachverständigen der Würzburger Straßenbahn GmbH, der Technischen Aufsichtsbehörde und dem TÜV Süd Rail die Schadensursache.
„Was des einen Leid, ist des andereren Freud“ könnte man allerdings auch sagen. Denn bedingt durch die Knappheit an Fahrzeugen, sind derzeit auch die verbliebenen sechs „Oldtimer“ vom Typ GTW-D8 (siehe weiter oben) wieder im Dauereinsatz. Für Freunde der Straßenbahn, sicherlich eine schöne Besonderheit! Und wer zur Zeit mit der Linie 4 fährt, fühlt sich jetzt vielleicht wieder ein wenig wie in den 1990er Jahren, als diese Fahrzeuge in Würzburg noch zum täglichen Straßenbild gehörten. Bei der täglichen Mitfahrt merke ich ganz persönlich aber auch, dass diese Fahrzeuge (Baujahr teilweise 1968) ihre besten Zeit wirklich hinter sich haben. Sie sind relativ laut, fahren unruhig und die Barrierefreiheit ist bei diesen Fahrzeugtypen absolut nicht gegeben. Die WSB hingegen, freut sich sicherlich darüber, dass man diese Wagen bisher nicht zur Verschrottung gegeben hat.5)Mit Material aus: Massiver Straba-Ausfall in Würzburg: So geht es nun weiter → Main-Post-Artikel vom 07.11.2023 → abgerufen am 09.12.2023
Gebäude der Würzburger Straßenbahn
Der Betriebshof im Stadtteil Sanderau wurde 1979 erbaut und beherbergt nahezu alle Busse und sehr viele der Straßenbahnen. Das Gebäude hat mehrere Ebenen. Im Keller befindet sich der Parkplatz für die Omnibusse. Im Erdgeschoss sind Werkstatt, Waschanlage und natürlich die Stellplätze für einige der Straßenbahnen.Vor allem die auf der Seite gezeigten alten Wagen stehen hier.
Sie würden zwar aus eigener Kraft die Bergfahrt in den Betriebshof auf den Heuchelhof schaffen, kämen jedoch nicht ohne Probleme zurück in die Stadt. (die Strecke auf den Heuchelhof ist Europas steilste Straßenbahnstrecke ohne Zahnräder oder andere Hilfsmittel). In den oberen Stockwerken sind Verkehrsleitung und Personalräume untergebracht.
Mit der Erweiterung des Liniennetzes Ende der 1980er Jahre in den Stadtteil Heuchelhof, wurde dort ein zweiter Betriebshof im Industriegebiet errichtet. Hier stehen die meisten Straßenbahnen aktueller Bauart und einige alte, ausgemusterte Fahrzeuge zum Ausschlachten und zur Ersatzteilversorgung.
Sonderfahrzeuge
Als Sonderfahrzeuge sind auf alle Fälle die Wagen 299 und 295 zu bezeichnen. 299 ist eine richtige E-Lok (Baujahr 1946) die am Betriebshof im Stadtteil Heuchelhof ihren Standort hat. Das Fahrzeug dient zum Abschleppen anderer Wagen und in strengen Wintern (in Würzburg eher selten der Fall) als Schneepflug.
Nr. 295 ist ein ehemaliger Wagen vom Typ „GT-6“ (Baujahr 1963) der zum Schienen Pflege- und Schleifwagen von der WSB umgebaut wurde. Das Fahrzeug verfügt unter anderem über einen eigenen Wassertank um die teilweise begrünten Gleisanlagen im Sommer mit Wasser versorgen zu können. Beide Fahrzeuge (vor allem die E-Lok) sind eher selten bis gar nicht auf Würzburgs Schienen zu sehen.
Bauarbeiten bei der Straßenbahn in Würzburg
Wenn in Würzburg alle Jubeljahre neue Schienen verlegt werden müssen, dann geschieht dies in aller Regel an einem Wochenende und im Optimalfall in den Schulferien. Nur dann ist es möglich den Schienenverkehr teilweise und für ganze Streckenabschnitte durch Busse zu ersetzen. Besonders aufwändig sind solche Renovierungsarbeiten natürlich mitten im Stadtkern.
Die Bilder zeigen die Neuverlegung von Schienenmaterial im August 2006, nach Straßenbahn-Betriebsschluss – mitten in der Nacht – in der Schönbornstraße. Dieser Bereich in der Fußgängerzone wird unter der Woche täglich wohl hundertfach von 4 der 5 Linien (1, 3, 4, 5) benutzt. Mit schwerem Gerät wurden komplette Schienenstücke vom Tieflader gehoben, eingepasst und anschließend verschweißt. Nur durch die Nachtarbeit ist es möglich, den Betrieb an diesem Nadelöhr tagsüber wieder aufnehmen zu können.
Bei Bauarbeiten an den Würzburger Gleisanlagen kann ein Streckenabschnitt – vor allem auf der Hauptstrecke in der Innenstadt – immer nur Gleis für Gleis erfolgen. Eine totale Stilllegung der Strecke und Ersatzverkehr durch Omnibusse wird vor allem auf stark befahrenen Strecken nicht oder nach Möglichkeit kaum durchgeführt. Zu sehen ist hier eine sogenannte „Kletterweiche“ wie sie im August 2006 in der Schönbornstraße montiert war. Nachdem das Gleis in diesem Bereich komplett erneuert werden musste, konnte die Straba für einige Wochen nur eingleisig verkehren.
Die Würzburger Straßenbahn führt auch regelmäßig wiederkehrende Erhaltungsarbeiten an Gleisen und Weichen durch. So z.B. auch im Mai 2020 am Gleisdreieck Dominikanerplatz. Hierbei wurde zuerst die Schiene mit einem Schleifgerät von Unrat befreit. Im Anschluss wurde die Schiene angewärmt für das dann folgende Schweißen. Zum Ende wurde nochmals die eben bearbeitete Stelle sauber geschliffen.
Da diese Arbeiten recht aufwändig sind und zu einem großen Teil zur Fahrsicherheit der Straba beitragen, wurde in den späten Abend- und Nachtstunden gearbeitet. Je nach Verschleiß müssen diese Arbeiten hier ca. alle drei Jahre wiederholt werden.
Streckenführung
Das Streckennetz deckt zur Zeit ca. 19,7 Km ab. Die längste Strecke ist dabei von Rottenbauer in den Stadtteil Grombühl. Die Fahrzeit beträgt rund 39 Minuten. Im Gegensatz zu anderen Städten mit Straßenbahnen, fehlen dem Würzburger Schienennetz die Ausweichmöglichkeiten durch Weichen auf der Strecke. Einige wenige Ausnahmen gibt es z.B. in der Stuttgarter Straße vor dem Heuchelhofberg, in der Mergentheimer Straße und in der Zellerau.
Kommt es ein Mal zu einem Unfall oder ähnlichem, stauen sich immer gleich die Wagen in der Innenstadt. Das Beispielfoto zeigt einen Wagenstau in der Domstraße. An diesem Augusttag 2006 kamen wie jedes Jahr hunderte Kreuzberg-Wallfahrer zurück in die Stadt und versammelten sich vor dem Neumünster und Dom.
Die einzigen Wendemöglichkeiten gibt es neben den Betriebshöfen und den Endhaltestellen nur noch an der Haltestelle „Dallenbergbad“. Diese Wendeschleife aus den 1970er Jahren wurde damals beim zweispurigen Ausbau nach Heidingsfeld unterhalb der Konrad Adenauer Brücke angelegt. Ursprünglich sollte sie wohl auch die Menschenmassen aus dem großen Freibad (Dallenbergbad) und dem nahe gelegenen Kickers Stadion durch Sonderfahrten abfangen. Heute wird sie für diese Zwecke aber kaum mehr genutzt.
Stillgelegte Strecken
Noch bis vor einigen Jahren fuhr die Straßenbahnlinie 3 auf einer eingleisigen Strecke durch die engen Straßen im Stadtteil Heidingsfeld und hatte ihre Endstation am dortigen Ostbahnhof. Die Linie wurde aber mit der letzten Fahrt am 8. Juni 2001 wegen des immer stärker werdenden Autoverkehrs in Heidingsfeld eingestellt. Oftmals war es einfach zu eng für Straba und Autos.
Wenige Jahre nach der Einstellung des Regelverkehrs bestand wieder verstärktes Interesse an einer Neuaufnahme des Betriebes. Dafür machte sich unter anderem die „Interessengemeinschaft Würzburger Straßenbahn“ (IWS e.v.) stark. Die Gleise wurden damals nicht entfernt um eine Wendemöglichkeit zu haben. Außerdem wäre die Komplettentfernung sicher zu teuer geworden. Zur 10-jährigen „Fahrplanruhe“ der Linie 3 wurde am 19.11.2011 eine Sonderfahrt mit einem der alten Triebwagen veranstaltet.
Die oben genannten Pläne die Strecke wieder zu aktivieren, haben sich zwischenzeitlich erledigt. Grund dafür war, dass die Strecke durch Heidingsfeld alleine schon dadurch unbefahrbar gemacht wurde, dass die Betonmasten welche die Oberleitung halten, entfernt werden mussten. Denn im Bereich der Haltestellen Walther-Schule und Ostbahnhof standen Oberleitungsmasten die sozusagen einsturzgefährdet hätten sein können.
2012 knickte ein baugleicher Mast in der Zellerau um. Seitdem wurde die WSB von der Regierung von Mittelfranken (in diesem Fall die technische Aufsichtsbehörde) dazu verpflichtet, bis zur Frostperiode 2014 im gesamten Streckennetz alle diese Masten auszutauschen. Eine Reaktivierung der Straßenbahn zum Ostbahnhof bräuchte neben einer Erneuerung der Masten (Kostenpunkt: 500.000 Euro) außerdem auch eine Erneuerung der mehr als 40 Jahre alten Gleisanlagen, der Fahrleitung und der Signalanlagen. Kostenpunkt: Vier Millionen Euro.
Vor diesem Hintergrund hatte der Aufsichtsrat der WSB ein Verfahren zur Einstellung des Straba-Betriebs eingeleitet und die 24 Masten wurden zurückgebaut. 6)Main-Post Artikel „24 Straba-Masten werden gekappt“ vom 01.03.2013 In den Sommerferien 2014 wurde der Straßenbahnverkehr dann für einige Wochen ab der Haltestelle Dallenbergbad in Richtung Heuchelhof und Rottenbauer durch Omnibusse ersetzt da in diesem Streckenabschnitt Bauarbeiten durchgeführt wurden. Im Zuge dieser Bauarbeiten, wurde dann auch die Weiche Richtung Heidingsfeld (ehemals Abzweig der Linie 3) aus dem Streckennetz entfernt. Die Strecke nach Heidingsfeld ist damit – wie oben schon beschrieben – endgültig Geschichte.
Die Zukunft der Würzburger Straßenbahn
In der langen und traditionsreichen Geschichte der Straba in Würzburg waren und sind auch immer wieder Ausbau- und Erweiterungspläne ein großes Thema gewesen. So war schon beim Bau des Stadtteils Heuchelhof Ende der 1960er Jahre angedacht, eines Tages eine Straßenbahnlinie mit dem Stadtteil zu verbinden. Die breite Heuchelhofstraße hatte deswegen von Anfang an einen entsprechenden Grünstreifen in der Mitte der Fahrbahn, welcher dann 1989 zur Straba-Trasse umgewandelt wurde.
Seit dem Jahr 2009 wird überlegt die Buslinie 6 in den Stadtteil Gartenstadt Keesburg durch eine Straßenbahn zu ersetzen. Mit der angedachten Linienführung könnte man mehrere „Fliegen mit einer Klappe schlagen“ und gleichzeitig den neu entstehenden Stadtteil „Hubland“ auf dem ehemaligen Gelände der Leighton Barraks (US-Kaserne) mit anbinden. Die Endstation ist am Hubland geplant und würde damit den Universitätscampus am Hubland optimal mit abdecken.
Die Fertigstellung der Trasse war ursprünglich für das Jahr 2016 geplant. Bereits Anfang 2013 zeichnete sich ab, dass die Umsetzung bis 2018 eher unwahrscheinlich ist. Am 18. Juni gab die Stadt bekannt, dass eine Realisierung der Straßenbahnlinie 6 bis 2018 aufgrund von 450 Einwendungen und damit verbunden einem deutlich längeren Planfeststellungsverfahren nicht möglich ist. Kritiker warfen dem Stadtrat außerdem vor, durch seine Entscheidungen die Entwicklung behindert zu haben. 7)Main-Post: Neue Straßenbahn nimmt weitere wichtige Hürde, Volkswirtschaftliche Analyse: Projekt ist förderfähig (17.07.2012) → abgerufen am 23.12.2013
Zwei Tage später wurde bekannt, dass die neue Linie auch bis 2019 nicht fertig wird. 8)Main-Post: Ohne Straßenbahn zur Landesgartenschau (18.06.2013) → abgerufen am 23.12.2013 Der Termin der Fertigstellung ist somit offen. 83 Millionen Euro sind für den Bau der neuen Straba-Linie veranschlagt. Die zuvor angepeilten Kosten von 65 Millionen Euro wurden revidiert, nachdem zusätzliche Nebenkosten und Erschwernisse beim Bau mit einberechnet wurden. Im Dezember 2023 steht fest: Frühestens 2029 soll die Linie 6 in Betrieb genommen werden. Die Baugenehmigung ist inzwischen vorhanden, die Kosten haben sich aber auf rund 160 Millionen Euro erhöht. Die Finanzierung ist bisher nicht endgültig geklärt.
18 neue Straßenbahnen für Würzburg
Würzburg bekommt 18 neue Straßenbahnzüge. Im Januar 2018 hatte der Würzburger Stadtrat grünes Licht für die Beschaffung neuer Niederflur-Straßenbahngelenktriebwagen gegeben. Am 9. Dezember 2019 wurde der Kaufvertrag mit der Firma HeiterBlick GmbH aus Leipzig unterschrieben. Die Firma überzeugte mit dem besten Fahrzeug-Konzept und erhielt damit den Zuschlag für die neuen Bahnen.9)Main-Post vom 26.01.2018 → Stadtrat beschließt: Neue Straßenbahnen für Würzburg → Abgerufen am 15.12.2023 Bereits 2022 sollten die ersten Fahrzeuge ursprünglich angeliefert werden. Ende 2023 steht fest, dass nun zumindest zwei der neuen Wagen im zweiten Halbjahr 2024 erstmals in Würzburg getestet werden sollen. Dem ursprünglichen Liefertermin kamen die allgemeine „Chip-Kriese“ und der Krieg in der Ukraine in die Quere. Bis 2030 sollten laut Planung dann noch 20 weitere Wagen angeschafft werden, um andere ältere Fahrzeuge zu ersetzen.10)Main-Post vom 16.01.2018: Die Straßenbahn braucht bald neue Züge → Abgerufen am 15.12.2023Ob dieser Termin nach den bisherigen Lieferschwierigkeiten eingehalten werden kann, ist sicherlich fraglich.
Die Würzburger Fahrgäste können sich auf hochmoderne barrierefreie Niederflurstraßenbahnen vom Typ GT-F (Gelenktriebwagen der Baureihe „F“) freuen. In den Fahrzeugen stehen je 76 Sitzplätze und 147 Stehplätze zur Verfügung. Jede Straßenbahn verfügt über eine Leistung von 760 Kilowatt (1033 PS) und hat ein Gewicht von 49,4 Tonnen. Besonders fahrgastfreundlich sind die beiden großen Sondernutzflächen für Rollstühle, Kinderwägen und Fahrräder im Fahrgastraum. Die Fahrzeuge werden mit großen Infotainment-Monitoren, Klimaanlage sowie 20 USB-Ladebuchsen ausgestattet.
Nach der Auslieferung der ersten neuen Fahrzeuge sind dann die Inbetriebnahmegenehmigung durch die Technische Aufsichtsbehörde sowie der Testbetrieb geplant. Für die Fahrgäste sollen die neuen Wagen dann erstmals ab 2025 zur Verfügung stehen. 11)„Bautagebuch“ der Würzburger Straßenbahn → abgerufen am 09.12.2023Streckennetz der Würzburger Straßenbahn
Die geplante Linie 6 ist hier rot gekennzeichnet.
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Mehr InformationenTag der offenen Tür bei der Würzburger Straßenbahn
Mit einem großen Event mit mehr als 3.000 Besuchern hat die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) zusammen mit den Würzburgern im Juli 2017 den 125. Geburtstag der Würzburger Straßenbahn gefeiert. Für mein „Sonntagsvideo“ war ich damals mit der Kamera dabei. Leider sind „Tage der offenen Tür“ bei der Würzburger Straßenbahn eine absolute Seltenheit! Seit damals hat es keine Veranstaltung dieser Art mehr gegeben.
Links zum Thema
- Wikipedia-Artikel zur Straßenbahn in Würzburg
- Inoffizielle Webseite der Straßenbahn in Würzburg mit großartiger Bild-Datenbank zu allen möglichen Fahrzeugen der WSB
- Interessengemeinschaft Würzburger Straßenbahn
Quellenangaben