Rottenbauer

Rottenbauer ist heute der südlichste Stadtteil von Würzburg und war bis 1973 eine eigenständige Gemeinde im Landkreis Würzburg. Er grenzt im Norden an den Würzburger Stadtteil Heuchelhof, im Osten an die Gemarkung der Landkreisgemeinde Winterhausen. Im Westen und Süden grenzen die Ortsteile der Gemeinde Reichenberg, Lindflur.

Der ehemals ländlich geprägte Ort hat sich seit der Eingemeindung zur Stadt, am 1. Januar 1974, aber insbesondere in jüngerer Vergangenheit, sehr dynamisch entwickelt. Durch den Anschluss an das Straßenbahnnetz der Würzburger Straßenbahn sowie durch die Ausweisung der neuen Baugebiete, Rottenbauer Nord und Nord-Ost, entwickelt sich der Ort zu einem begehrten Wohnort mit dörflichem Charakter, umgeben von Grün, aber mit städtischer Infrastruktur.

Die alte Verbindungsstraße (rechts) zwischen dem Heuchelhof und Rottenbauer neben der neuen Straße (links) durch das Gewerbegebiet.
Alte Verbindungsstraße (rechts) zwischen Heuchelhof und Rottenbauer.

Nach der Bevölkerungsstatistik der Stadt Würzburg hat der Stadtteil im Jahr 1999 die 2.000 Einwohner-Marke überschritten und hatte zum 31. Dezember 2008 bereits 3506 Einwohner. Somit ist er der am schnellsten wachsende Stadtteil Würzburgs. Die Bebauung besteht überwiegend aus Ein- und Zweifamilienhäusern und nur wenigen Mehrfamilienhäusern.

Die Geschichte von Rottenbauer

Die Endung des Ortsnamen Rottenbauer (früher „Rotenbur“) lässt eine Gründung während der fränkischen Landnahme vermuten, die zum Ende des 8. Jahrhundert abgeschlossen war. In diese Zeit fällt auch die Erwähnung von „Weinbergen am Bronnberg“ im Jahr 779 n. Chr. in einer Urkunde Karls des Großen. Im Jahr 1212 wird Fridericus de Rotenbur als Zeuge in einer Urkunde benannt, was die älteste bekannte Erwähnung des Geschlechts in Rottenbauer zu sein scheint. Im ältesten Lehenbuch des Hochstifts Würzburg (1303-1345) erscheint Rottenbauer mehrfach in unterschiedlichen Schreibweisen (Rottenbauer, Rottenbur, Rottenbaur, Rotenbür, Rotenbur).

Das älteste noch erhaltene Gebäude, ist die über 500 Jahre alte Trinitatiskirche.
Die über 500 Jahre alte Trinitatiskirche.

Es dürften aber schon lange vor dieser Zeit hier Menschen gesiedelt haben. Beim Bau des rund 1,5 km nördlich gelegenen Zentrum für Körperbehinderte in der Berner Straße im heutigen Stadtteil Heuchelhof wurden im Jahre 1974 Spuren einer Siedlung entdeckt, die auf die Epoche der Bandkeramiker zurückdatiert. Ca. 3000 v. Chr. haben diese gelebt.

Das älteste, noch erhaltene Gebäude in Rottenbauer ist die über 500 Jahre alte Trinitatiskirche. Das heute evangelische Gotteshaus wurde 1493, zunächst als katholische Kirche, durch den Reichsfreiherren Wolf von Wolfskeel und seiner Gattin Barbara von Truchseß erbaut. Es birgt heute noch vier Grabmäler und ein Epitaph.

Die 1823 erbaute katholische Kirche St. Josef.
Die 1823 erbaute katholische Kirche St. Josef.

Von alter Steinmetzkunst zeugt der Taufstein mit seinem achteckigen Becken und dem runden, mit Drehkannelüren aufsteigenden Schaft. Das Becken trägt die Jahreszahl 1581. Der noch heute verwendete Abendmahlskelch stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und trägt den Namen Maria und die beiden Ehewappen Wolfskeel-Lentersheim, die wohl auf die Stifter Eberhard von Wolfskeel und Mathilde von Lentersheim hinweisen.

Die Kirche wurde erstmals evangelisch, als die Wolfskeels im Jahre 1580 mit dem ganzen Dorf zum Protestantismus übertraten. 1690 wechselte die Rottenbaurer Linie der Wolfskeels wieder zum Katholizismus, weil der Würzburger Bischof Ämter für die Söhne hatte – die Bauern des Ortes blieben aber geschlossen evangelisch. Die Rivalität unter den beiden Konfessionen hat sich zum Teil noch bis weit in das 20. Jahrhundert gehalten.

Ein weiteres bedeutendes Gebäude ist die 1823 erbaute katholische Kirche St. Josef, deren Turm den höchsten Punkt des Altortes markiert. Erst seit jüngerer Zeit, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, überragen ihn die Häuser des höher gelegenen Baugebietes Rottenbauer Nord.

Nachts im "Rottenbaurer Grund". Die Brücke ist die Y-Spange, welche die B27 mit dem Heuchelhof verbindet.
Nachts im „Rottenbaurer Grund“.

Bilder aus dem Stadtteil Rottenbauer

Ich erinnere mich noch gut an diesen Sonntagnachmittag im Juni 2009. Ich hatte mich extra auf den Weg nach Rottenbauer gemacht, um endlich einige Fotos von diesem Stadtteil anzufertigen. Und wie es der Zufall so wollte, wurde ich kurz vor Ankunft von einem kurzen aber kräftigen Sommergewitter erwischt. Weil ich dann schon mal da war, habe ich auch die Bilder gemacht – und das ist der Grund für die vielen regennassen Straßen und den wolkenverhangenen Himmel an diesem Tag.

Die Legende der „Weißen Frau“

Das alte Schloß der Familie Herbolsheimer in Rottenbauer.
Schloss der Familie Herbolsheimer.

Nur noch in seinen Grundfesten erhalten ist das Alte Schloss, das 1376 mit den Besitzern, den Herren von Rebstock, urkundlich erwähnt wird. Um 1575 wurde das heute noch erhaltene Wolfskeelsche Schloss (Unteres Schloss) daran angebaut. Um das Schloss rankt sich die „Legende der Weißen Frau“.

Was für eine herrschaftliche Adresse...
Eine herrschaftliche Adresse!

Der Legende nach, die auch über Jahrhunderte hinweg in den Kirchenbüchern zu finden ist, soll der während der Kreuzzüge vermisste und schließlich für tot erklärte Gemahl eines Nachts doch wieder am Schloss erschienen sein. Er verschwand aber auf mysteriöse Weise wieder in derselben Nacht. Die Schlossherrin feierte bald darauf ihre Hochzeit mit einem neuen Mann, beide verstarben aber nur wenige Jahre darauf. Seither soll regelmäßig um Mitternacht eine Weiße Frau um den Schlossturm schweben.

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde bei Ausbesserungsarbeiten am Schloss tatsächlich das in einer Mauernische eingemauerte Gerippe eines Mannes gefunden, der noch sein Schwert umgeschnallt hatte. Anscheinend handelte es sich um den damals Zurückgekehrten.

Zwischen dem unteren Schloss und der katholischen Kirche liegt das obere Schloss, das ebenfalls von den Wolfskeels um 1700 errichtet wurde. Es ist als Landhaus im Barockstil erbaut und erscheint eher als herrschaftliches Anwesen denn als Schloss. Es wird heute als Wohngebäude eines landwirtschaftlichen / gewerblichen Anwesens genutzt.

Lage und Landschaft von Rottenbauer

Wandbilder wie dieses zeugen von der ehemals landwirschaftlichen Prägung Rottenbauers.
Wandbilder wie dieses zeugen von der ehemals landwirtschaftlichen Prägung Rottenbauers.

Am nördlichen Rand des flachwelligen Ochsenfurter Gäulößlandes gelegen, begünstigen Braunerden die ackerbauliche Nutzung der Rottenbauer umgebenden Felder. Wenige, noch verbliebene Landwirte bewirtschaftenden tiefen und ertragreichen Boden. Angebaut werden hauptsächlich verschiedene Getreidesorten sowie Zuckerrüben, die zur Weiterverarbeitung in die Zuckerfabrik im nahe gelegenen Ochsenfurt gebracht werden. Inzwischen dominiert der Anbau von Mais, der als Rohstoff zur Energiegewinnung in der 2007 zwischen Rottenbauer und Fuchsstadt errichteten Biogasanlage dient.

Nördlich von Rottenbauer auf der Heuchelhöfer Hochebene erstreckt sich ein Trockenrasenbiotop, das bis ins Maintal hinunterreicht. Es wird als Naturschutzgebiet Bromberg-Rosengarten auf der Grünen Liste des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz geführt. Es ist das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet der Stadt Würzburg.

Begünstigt durch die Lage am Rand einer ausstreichenden Muschelkalkfazies ist die Entwicklung Rottenbauers zwischen 1900 und 1950 durch die Ansiedlung von Naturstein gewinnenden und verarbeitenden Betrieben geprägt. In der ehemaligen Gemarkung des Ortes waren acht Steinbrüche für die Gewinnung von Muschelkalk in Betrieb. Nachdem diese ab Mitte des 20. Jahrhunderts sämtlich aufgelassen wurden, sind heute wieder zwei Steinbrüche zwischen Rottenbauer und der Gemeinde Winterhausen in Betrieb.

Der Steinhauer (im Dialekt „Steehawer“) war bis in die jüngere Vergangenheit ein häufig anzutreffender Beruf. Die robusten Steehawer aus Rottenbauer unterhielten eine ausgeprägte Rivalität mit den Maingemeinden Winterhausen und Randersacker, die sich auch heute noch bei sportlichen Auseinandersetzungen im Fußball zeigt. Heute sind nur noch einige wenige steinbearbeitende Betriebe ansässig, es dokumentieren aber mehrere Bildstöcke in Rottenbauer und der Rottenbaurer Flur die über Jahrhunderte fortwährende Steinmetzkunst. 1)wikipedia.de

Unterwegs im Stadtteil Rottenbauer

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