Zellerau

Die Zellerau ist ein Stadtteil von Würzburg, in dem heute rund 11.000 Einwohner leben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Zellerau geprägt von landwirtschaftlichen Gütern, von großen Obst- und Gemüsegärten, einer großen Gärtnerei, Grünanlagen, Weingärten, Brauereien, einer Druckmaschinenfabrik, einer Dampfwäscherei, der Staatlichen Hufbeschlagschule und dem Militär, das die Geschichte des Stadtteils wesentlich prägte.

Nachts wenn alles schläft in der Zellerau.
Nachts wenn alles schläft in der Zellerau am Kreisverkehr der den Zeller Bock mit der Frankfurter Straße und der Mainaustraße verbindet. Gegenüber sieht man das Bürgerbräu-Areal.

Die Zellerau damals

Auf dem Gebiet der Zellerau fand man die ältesten Spuren einer Siedlung in Würzburg. Reste einer Fliehburg auf dem Marienberg aus der Zeit um ca. 1000 v. Chr. und eine wahrscheinlich über 4000 Jahre alte Steinaxt, sowie Fundstücke aus der Bronzezeit zeugen von einer menschlichen Ansiedlung.

Bei der im Jahr 1899 stattfindenden Verlegung von Wasserrohren unter der Frankfurter Straße entdeckte man die ältesten Germanengräber in Würzburg aus den ersten Jahrzehnten nach Christus.

Hinterhofidyll im Moscheeweg
Hinterhofidyll im Moscheeweg

1133 wurde das Benediktiner Kloster St. Jakob gegründet. 1250 folgte die Errichtung des Zisterzienserklosters Himmelspforten. 1714 bis 1719 wurden drei landwirtschaftliche Gutshöfe (Gut Moschee, Gut Moskau und Gut Talavera) erbaut. Die Talavera ist auch heute noch als Festplatz mit dem Talavera-Schlösschen bekannt. Auch der Moscheeweg entlang der ehemaligen Hindenburg-Kaserne erinnert vom Namen her an einen der drei oben genannten Höfe.

Durch einen Flächentausch zwischen Stadt und Militär sowie durch den Verkauf der zwischen 1901 und 1928 in Stadtbesitz gelangten Güter an das Militär hatte die Stadt in den 1930er Jahren finanziell die Möglichkeit, 450 Wohnungen zwischen Mainau-, Wörth- Maillinger- und Ysenburgstraße zu errichten.

Das Friedrich-Koenig-Gymnasium in der Friedrichstraße 22 in der Zellerau.
Friedrich-Koenig-Gymnasium

Die Firma Koenig & Bauer nahm 1873 im ehemaligen Kloster Oberzell die Produktion der später und bis heute weltbekannten Druckmaschinen auf. An Friedrich König erinnert heute auch noch das renommierte Friedrich-Koenig-Gymnasium in der Friedrichstraße. 1877 entstand das Würzburger Bürgerbräu und 1882 das spätere Würzburger Hofbräu.

Obwohl einerseits das Militär sein Areal für die bis zu 8000 stationierten Soldaten erweiterte und neben den Kasernenbauten auch andere Einrichtungen wie Offiziersspeiseanstalt und Dienstgebäude, Bekleidungsamt, Proviantamt und Militärbäckerei, Reithalle sowie letztlich auch Wohnungen für die Soldaten und deren Familien traten – und andererseits der städtische Wohnungsbau einsetzte, verlor die Zellerau vorläufig nicht ihren nahezu ländlichen Charakter. Zumal anstelle einiger parkähnlicher Gärten landwirtschaftliches Kulturland angelegt wurde, um die Versorgung der Städter mit Obst, Gemüse und Getreide zu garantieren.

"Buntes Würzburg" im Stadtteil Zellerau in der Frankfurter Straße.
„Buntes Würzburg“ im Stadtteil Zellerau in der Frankfurter Straße.

Trotz der eher ländlichen Struktur war im Viertel alles vorhanden, was die Bewohner zum Leben brauchten: Lebensmittelgeschäfte, Gemüseladen und -händler, Fischladen, Bäckerei, Metzgerei, Milchgeschäft, Gärtnerei, ein kleines Textilgeschäft sowie eine Eisbahn und sogar eine Badeanstalt. Denn mit dem Militär, den Brauereien und der Fabrik hatten sich auch die notwendigen Handwerksbetriebe (Schlosserei, Zimmerei, Sattlerei, Schneiderei) angesiedelt.

In die Stadt ging man lediglich, um Kleidungsstücke zu kaufen oder zum Theaterbesuch an Weihnachten. Umgekehrt kamen die Städter beim sonntäglichen Ausflug in die Zellerau und besuchten die Biergärten und die Kleingärten. 1)Informationen aus „Streiflichter zur Geschichte der Zellerau und der Stadt Würzburg“ von Leo H. Hahn; Würzburg 1995. Quelle: Webseite des SPD-Ortsvereins Zellerau-Mainviertel-Nikolausberg-Steinbachtal.

Die Zellerau heute

Altes Schild der "Hindenburg-Kaserne".
Altes Schild der „Hindenburg-Kaserne“.

Das Militär hat den Stadtteil Zellerau bereits seit 1993 verlassen. Zuletzt waren die Amerikaner in der Hindenburg-Kaserne in der Weißenburgstraße ansässig. Das Gelände war danach lange Jahre eine Brachfläche (siehe Bilder). Inzwischen wurde das Gelände saniert und von Altlasten befreit. Die benachbarte Staatliche Feuerwehrschule hat das Gelände gekauft und hier Übungshallen und ein Feuerwehrübungsgelände errichtet. 2)Informationen von wuerzburgwiki.de

Wie es hier ursprünglich in den 1960er Jahren aussah, kann man auf dieser Seite meiner Homepage anhand vieler alter Fotos gut erkennen. Weitere ehemalige Kasernen werden seit vielen Jahren von der Bereitschaftspolizei in der Sedanstraße verwendet. Weitere Informationen und Bilder zur Hindenburg-Kaserne gibt es auch auf dieser Seite.

Neu- und Umbaumaßnahmen in der Zellerau

Die fertiggestellte Weißenburgstraße im September 2013.
Weißenburgstraße im September 2013.

Mitte März 2010 hatten in der Weißenburgstraße zwischen Georg-Eydel-Straße und Sedanstraße großangelegte Bauarbeiten begonnen. Neben der notwendigen Erneuerung verschiedener unterirdischer Leitungen wurde mit der Sanierung auch der Straßenraum aufgewertet und attraktiver gestaltet.

Die Weißenburgstraße ist neben der Frankfurter Straße die wichtigste Einfahrtstraße in den Stadtteil Zellerau. Das Erscheinungsbild bis zu den Umbauarbeiten war von einer überbreiten Fahrbahn mit Parkplätzen an den Fahrbahnrändern geprägt – Bäume waren nicht vorhanden. Historisch ist auch die Weißenburgstraße natürlich militärisch konzipiert gewesen. Denn die Straße diente ursprünglich den Militärs als breite Straße auf der eine ganze Kompanie mit Männern, Pferden und Geschützen in den Krieg ziehen konnte. Bis zum 2. Weltkrieg war sie dementsprechend stadtauswärts auf der rechten Seite auch noch mit Kasernen zugebaut (Hindenburg-Kaserne, Horn-Kaserne).

Bauarbeiten in der Weißenburgstraße im Oktober 2010.
Weißenburgstraße

Die Neukonzeption der Straße beinhaltet eine Baumreihe in der Straßenmitte, die das Aussehen der Straße nachhaltig verändert hat. Zusätzlich wurde dadurch die Grünbilanz und das Mikroklima verbessert. Als Baumart wurden Gleditschien (der Lederhülsenbaum) gepflanzt, die auch bereits in der Friedrichstraße stehen. Des weiteren sind Stauden gepflanzt worden, die zu verschiedenen Jahreszeiten blühen. Im Juni 2011 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. 3)Mit Infos aus dem Artikel „Neues Gesicht für die Weißenburgstraße“ von Andrea Ackva aus der Stadtteilzeitschrift „Zellerauer“ – Ausgabe 02/10.

Rund 100 Neubauwohnungen sind ab Oktober 2010 in der Brunostraße gebaut worden. Das Neubauprojekt der Stadtbau Würzburg sah 42 Eigentums- und 60 Mitwohnungen vor. Laut dem damaligen Oberbürgermeister Georg Rosenthal wurde hier ein Projekt verwirklicht, welches „ökologische Aspekte hervorragend berücksichtigt“. „Das Konzept der Mischung aus kleinen, mittleren und großen Wohnungen an diesem hervorragenden Standort ist genau richtig“, so Rosenthal. Die Vermietung der Neubauwohnungen hat ab Frühjahr 2011 begonnen. 4)Artikel aus „Prima Sonntag“ – 10/2010

Soziales & Familien in der Zellerau

Neues Jugendzentrum Zellerau in der Weißenburgstraße / Ecke Moscheeweg.
Jugendzentrum Zellerau

Die Zellerau als Stadtteil, in dem lange das Militär residierte und später überwiegend Arbeiter ihre Heimat fanden, zählte schon immer eher zu den problematischen Stadtteilen von Würzburg. Bereiche wie die Weißenburg,- Sedan-, oder Benzstraße sorgten mit ihren eher sozialschwachen Bewohnern für einen gewissen Ruf in der Stadt. Nur aus Erzählungen kenne ich Geschichten älterer Würzburger, die besagen, dass die Polizei in den 1980er Jahren angeblich nicht freiwillig in die Benzstraße eingefahren sei. Inzwischen ist die Situation aber eine völlig andere und spätestens mit dem Abzug des Militärs hat sich der Stadtteil komplett verändert.

Als 1990 die erste Landesgartenschau in Würzburg stattfand, begann auch die Stadt, sich vermehrt um diesen Stadtteil zu kümmern. Die Häuser in besagter Benzstraße wurden damals z.B. renoviert und die Straßenbahn erhielt im Zuge großzügiger Umbaumaßnahmen einen eigenen begrünten Gleiskörper von der Talavera bis zur Kreuzung Wörthstraße. Davor verliefen die Gleise einfach mitten in der Straße. Auch die Talavera wurde damals von einem einfachen Schotterplatz zu einem begrünten Park- und Veranstaltungsplatz umgebaut.

Stadtteilbüro und Quartiersmanagement in der Friedrichstraße / Ecke Hartmannstraße in der Zellerau.
Stadtteilbüro und Quartiersmanagement

Mit dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ kamen neue Impulse in den Stadtteil. So wurde mit diesem Geld z.B. für 1,6 Millionen Euro ein komplett neues Jugendzentrum in der Weißenburgstraße / Ecke Moscheeweg gebaut. Am 7. Dezember 2012 wurde es mit einem Festakt eröffnet. Das Gebäude verfügt über Räume für eine zeitgemäße Jugendarbeit, Schulbetreuung und Stadtteilarbeit. Mit dem Schuljahr 2012/2013 konnte bereits der Betrieb für die offene Ganztagsschule starten und im November auch die offene Jugendarbeit. Träger dieser neuen Stadtteileinrichtung ist neben der Stadt Würzburg die Katholische Pfarrei Heiligkreuz in Kooperation mit dem Sozialdienst katholischer Frauen. 5)Pressemitteilung der Stadt Würzburg vom 06.12.2012

Nur einige hundert Meter vom neuen Jugendzentrum entfernt – direkt am Mainufer gelegen – hat am 29. April 2013 der lange ersehnte Skater-Park im Stadtteil Zellerau eröffnet. Der damalige Oberbürgermeister Georg Rosenthal war bei seiner Rede voll des Lobs und betonte den großen Anteil der Szene an der Realisierung dieses fast 500.000 Euro-Projekts, das im Bau vom Gartenamt der Stadt Würzburg betreut wurde. 260.000 Euro kamen von der Stadt, 215.000 Euro aus dem Bund-Länder-Städte-Programm – stolze 30.000 Euro steuerte aber der Skatepark Würzburg e.V. selbst bei. 6)Pressemitteilung der Stadt Würzburg vom 29.04.2013

Bevor der Skate-Park entstand, befand sich an dieser Stelle ein Auto-Waschplatz, der bis in die 1990er Jahre in den Abend- und Nachtstunden von Prostituierten zur Anbahnung ihrer Geschäfte genutzt wurde. Auch dies war wohl unter anderem begründet mit dem nahen Militär und der Kaserne der US-Amerikaner, welche sich in Laufnähe befand.

Der „Zeller Bock“ – ein Straße verändert einen Stadtteil

Der Zeller Bock im Oktober 2010 - bis zur Wiedereröffnung sollte es bis Ende April 2016 andauern.
Zeller Bock

Die Sperrung des sogenannten „Zeller Bock“ war für die Zellerauer (Geschäftsleute) mit Sicherheit das größte Ärgernis seit langem. Ab 26. März 2010 war dieser kleine Straßenabschnitt zwischen dem Örtchen Zell am Main und dem Stadtteil Zellerau für den Verkehr total gesperrt. Schon seit dem Jahr 2002 war die Strecke aus Sicherheitsgründen teilweise nur einspurig befahrbar. Grund dafür war der Straßenverlauf durch eine Hanglage vorbei an den historischen Mauern des „Kloster Oberzell“. Der harte Winter 2009 / 2010 hatte der maroden Straßen dann „den Rest“ gegeben.

Neue Untersuchungen brachten ans Tageslicht, dass die Stützmauern und Trasse so marode waren, dass die Sicherheit der Autos dort nicht mehr gewährleistet war und ein Absturz hätte drohen können. Jahrelang hatte die Stadt wenig oder gar nichts gegen die Situation unternommen und vielleicht auch auf finanziell bessere Zeiten für eine Renovierung gewartet.

Aber wie heißt es immer so „schön“?: „Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht“. Letztlich war der Stadt die Gefahr zu groß und der Abschnitt wurde komplett gesperrt. Als Konsequenz daraus mussten dann täglich 158 Busfahrten und 13.000 PKWs umgeleitet werden oder sich einen neuen Weg aus der Stadt und in die Stadt suchen.

Für die Geschäftsleute in der Zellerau hatte die Sperrung teilweise katastrophale Auswirkungen. Denn seit dieser Zeit gingen die Geschäfte denkbar schlecht und die ersten Kaufleute mussten bald aufgeben. Mit verkaufsfördernden Aktionen wie einer eigenen Webseite und großflächigen Straßen-Hinweisschildern versuchte die Stadt diesem Schicksal entgegen zu wirken.

Im Herbst 2013 sollten die Arbeiten eigentlich abgeschlossen und der Zeller Bock wieder befahrbar gemacht worden sein. 7)Informationen aus diversen Main-Post Artikeln Dieser Termin hatte sich aber verschoben und es wurde zuerst mit einer ersten Fertigstellung bis Ende 2015 gerechnet. Die endgültige Fertigstellung dauerte dann aber bis in den April 2016. 8)Main-Post: „Zeller Bock: Freie Fahrt erst im März 2016“ vom (04.09.2014) → abgerufen am 04.12.2014

Wiedereröffnung des Zeller Bocks.
Wiedereröffnung des Zeller Bocks.

Bis zur Fertigstellung war es ein schwieriger Weg. Die Bauarbeiten an der rund 1.000m langen Strecke haben schätzungsweise rund 27 Millionen Euro verschlungen. Einen Großteil der Gesamtkosten verbrauchen übrigens die hohen Anforderungen der Würzburger Trinkwasserversorgung.

Grund: Der Straßenbau läuft mitten durch das Schutzgebiet der so genannten „Zeller Quellen“. Von hier aus wird fast die Hälfte der Würzburger mit Trinkwasser versorgt. „Bauen an so sensibler Stelle ist bundesweit wahrscheinlich einmalig“ hatte 2012 der damalige Oberbürgermeister Georg Rosenthal gesagt. Daher schützt nun ein Trog unter der Fahrbahn den engeren Bereich der Quellen. Auf der Baustelle selbst durften nur LKW mit Bio-Kraftstoffen fahren. 9)Markt am Sonntag vom 24.10.2015

Der Dencklerblock

Der "Denckler" in der Ansicht aus der Scherenberg- / Brunostraße.
Der „Denckler“

Aus den früheren Tagen der Zellerau stammt auch noch der so genannte „Denckler“. Zwischen der Frankfurter Straße und der Jägerstraße baute die Handwerker-Baugenossenschaft als sozialen „Reform-Bau“ ab dem Jahr 1928 zwei große Wohnblöcke mit insgesamt 164 Wohnungen um jeweils einen Innenhof. Zwischen 1928 und 1931 entstand der „untere Denckler“, ab 1941 wurde der „obere Denckler“ gebaut. In den Anfangsjahren waren die Bewohner hauptsächlich Arbeiter und Beamte (Sozial- und Arbeiterwohnungen). In den Kriegsjahren wohnten dort vor allem Offiziere.

Bunte Hauswände gegen "Baufälligkeit" im Denckler.
Bunte Hauswände gegen „Baufälligkeit“.

Ursprünglich stand die Funktionalität des Wohnraums bei der Gestaltung im Mittelpunkt: es gab mehrere Räume, Einzel-Toiletten und ein Bad – für die damalige Zeit also sehr fortschrittlich. Geplant wurden die Wohnblöcke vom Architekten Eugen Weis. Die Namen „Denckler-Block“, „Denckler-Bau“ oder einfach „Denckler“ erhielten die Gebäude aber von Heinz Denckler, der sie im Jahr 1972 übernommen hatte.

In den frühen 80er Jahren zogen überwiegend Studenten in Wohngemeinschaften ein. Zwischenzeitlich war der Denckler auch mal von der Abrissbirne bedroht, als 2003 die Deutsche Bank kurzfristig der Eigentümer war. Die Pläne wurden damals aber wieder verworfen. Seit dem Jahr 2004 gehören die beiden Wohnblöcke der Firma „Dema-Invest Demel GbR“. Eine umfassende Renovierung hat bis heute nicht statt gefunden. 10)Informationen aus einem Artikel aus der ehemaligen Wochenzeitung „Boulevard Würzburg“ (März 2005)

Interessant ist dabei die Tatsache, dass der Zustand der Gebäude offensichtlich mit keinem Wort den hehren Zielen der Eigentümer entspricht. Auf der Webseite war lange Zeit zu lesen:

Unsere Philosophie:
„Die DEMA-INVEST Demel GBR ist stets um das Wohlbefinden seiner Mieter bemüht. Durch ständige Investitionen verfolgt die DEMA-INVEST Demel GbR  das Ziel der ständigen Werthaltigkeit seiner Immobilien.“

Bleibt nur die Frage, wie „ständige Investitionen“ und „ständiger Werterhalt“ zu verstehen sind? Immerhin wurden Anfang 2012 erstmals seit 1970 neue Kunststofffenster im Bereich der Scherenbergstraße eingebaut…

Kult-Status trotz oder gerade wegen des Zustands?

In Würzburg genießt der Denckler wegen seines „alternativen Flairs“ eindeutig „Kult-Status“. Berühmt-berüchtigt sind z.B. die WG-Partys oder Feten im Innenhof oder auch das „Denckler-Kino“. Wie zu Anfang beschrieben, ist der Zustand der Gebäude und Wohnungen teilweise recht marode bis „abgeranzt“. In vielen Wohnungen wird z.B. bis heute noch mit Holz und Kohle geheizt, Wände sind reichlich mit Graffiti besprüht und durch Löcher im Dach sind Wasserschäden entstanden.

Bilder aus dem Denckler

Straßennamen im Stadtteil Zellerau

Die 1935 geweihte Heiligkreuzkirche trägt die etwas martialische Inschrift "Unter diesem Zeichen wirst Du siegen". Der Spruch war seinerzeit als Gegenstück zur Nazi-Diktatur gedacht...
Die 1935 geweihte Heiligkreuzkirche.

Die militärische Geschichte des Stadtteils kann man auch heute noch an einigen Straßennamen sehr gut nachvollziehen. Damals vor rund 150 Jahren fand man es anscheinend „schick“, Straßennamen nach großen Schlachten oder für die deutsche und bayerische Geschichte „bedeutenden“ Personen des Militärs zu benennen.

So verweisen z.B. die Sedanstraße, Wörthstraße und Weißenburgstraße auf deutsche Siege bei Schlachten (Schlacht von Sedan in den Ardennen, Schlacht von Wörth und Weißenburg im Elsass) im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 – 1871. Die Scharnhorststraße erinnert an Gerhard von Scharnhorst (*1755 – †1813), seines Zeichens Preußischer General der Infanterie. Die Fasbenderstraße bezieht sich auf Karl von Fasbender (*1852 – †1933), der General der Infanterie der Bayerischen Armee und Kommandeur im 1. Weltkrieg war.

Georg August Reichsgraf zu Ysenburg und Büdingen (*1741 – †1822) ist der Namensgeber der Ysenburgstraße. Er war u.a. Königlich Bayerischer General und Kommandeur des 9. Königlich Bayerischen Infanterieregiments (die sog. „Neuner“ nach denen auch der „Neunerplatz“ in der Zellerau benannt ist) mit Standort in einer der Zellerauer Kasernen. Joseph Maximilian von Maillinger (*1820 – †1901) war kommandierender General des 2. Armee-Korps in Würzburg. Später wurde er noch Kriegsminister, Staatsrat und wurde zum General der Infanterie ernannt. Nach ihm ist die Maillingerstraße benannt. 11)Eigenrecherche aus diversen Wikipedia-Artikeln mit freundlicher Unterstützung durch Marcus Borgert.

Neunerplatz

Denkmal für die "Neuner" am Neunerplatz in der Zellerau.
Denkmal für die „Neuner“ am Neunerplatz.

Direkt an der Straba-Haltestelle Neunerplatz befindet sich auf einem Sockel ein  großer Löwe aus Stein. Auch er erinnert an die militärische Geschichte des Stadtteils und das hier stationierte „Königlich Bayerische 9. Infanterie-Regiment“. Benannt wurde das Regiment ab 1848 nach Karl Philipp Fürst von Wrede, welcher von 1831 bis zu seinem Tod 1838 Inhaber des Regiments war.

Zum ersten Inhaber des Regiments wurde Generalleutnant Georg-August Graf von Ysenburg-Büdingen ernannt. Nach dessen Tod war das Kurfürstlich 9. Linien-Infanterie-Regiment Graf von Ysenburg zunächst namenlos. Am 25. April 1848 wurde das III. Bataillon in Würzburg aufgestellt. Einen Tag danach, am 26. April 1848, erhielt das Regiment seine endgültige Bezeichnung 9. Infanterie-Regiment „Wrede“. In Würzburg verblieb diese Einheit in Friedenszeiten bis zu ihrer Auflösung am 30. April 1920. Truppenfahne und Insignien wurden 1921 vom 21. Bayerisches Infanterie-Regiment der Reichswehr übernommen. 12)Informationen aus dem Artikel „9. königlich-bayerisches Infanterie-Regiment“ im Würzburgwiki → abgerufen am 22.10.2019.

Errichtet wurde das Denkmal ursprünglich im Jahr 1903 zur Feier des 100-jährigen Bestehens des Regiments. Am 19. Juli fand die feierliche Enthüllung des Denkmals für die Gefallenen des Regiments statt. Der steinerne Löwe aus der Werkstatt Schleglmünig wurde von den Offizieren des Regiments gestiftet und stand damals auf einem wuchtigen quadratischen Steinsockel im Hof der Kaserne an der Weißenburgstraße. Am Sockel waren die Jahre der Feldzüge des Regiments genannt. Die Inschrift auf einer Tafel lautete: „Das kgl. 9. Infanterieregiment seinen auf dem Felde der Ehre Gefallenen“.

Zur 130-Jahr-Feier des Regiments vom 12. bis 14. August 1933 wurde der Löwe auf einen kleineren Sockel am heutigen Neunerplatz versetzt. Seit 1965 ergänzen es drei Gedenktafeln für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. 13)Informationen aus dem Artikel „Neuner Denkmal“ im Würzburgwiki → abgerufen am 22.10.2019.

Die „Talavera“

Circus Carl Busch bei einem Gastspiel im Jahr 2012.
Circus Carl Busch bei einem Gastspiel 2012.

Die Talavera ist Würzburg großer Veranstaltungsplatz am Anfang des Stadtteils Zellerau. Hier gibt es jedes Jahr das Frühjahrsvolksfest und im Sommer das Kiliani. In der restlichen Zeit dient die Fläche als Parkplatz und so mancher Zirkus schlägt hier immer wieder mal seine Zelte auf. 

Gut versteckt zwischen alten Bäumen befindet sich hier auch das historische „Talavera-Schlösschen“ mit einem schönen Biergarten das sich heute „Waldschänke Dornheim“ nennt. 

Der Name geht auf die spanische Stadt Talavera de la Reina zurück. Dort fand 1809 während der Napoleonischen Kriege eine Schlacht zwischen französischen und britisch-spanischen Armeen statt. Auf französischer Seite kämpften damals auch Soldaten des Großherzogtum Würzburgs. Zur Erinnerung an die Niederlage Napoleons wurde ein auf dem Platz befindliches Ausflugslokal Talavera genannt. In der Folgezeit weitete sich die Bezeichnung auf den gesamten Platz aus.

Diese Art der Namensgebung war nicht einmalig zur damaligen Zeit. Zwei weitere Ausflugslokale wurden in Anlehnung an wichtige Stationen des ebenfalls mit würzburgischer Unterstützung durchgeführten Russlandfeldzuges nach Smolensk (in Grombühl) und Moskau (in der Maillingerstraße) benannt. 14)Informationen aus dem Artikel „Talavera“ im Würzburgwiki → abgerufen am 22.10.2019.

Unterwegs in Würzburg im Stadtteil Zellerau

Für mein Sonntagsvideo war ich im August 2018 zum zweiten Mal im Stadtteil Zellerau unterwegs.

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Mehr Informationen

Die Zellerau bei OpenStreetMap

Quellenangaben[+]

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