Ganz am Ende der Frankfurter Straße im Stadtteil Zellerau befindet sich das Gelände der ehemaligen „Würzburger Bürgerbräu“. Das Bürgerbräu war eine Würzburger Brauerei, deren Geschichte als Brauhaus Zell am Main bis an den Anfang des 19. Jahrhunderts zurückreichte. In den gut 150 Jahren seines Bestehens erlebte das Gelände eine Geschichte von wechselnden Besitzern und dem Niedergang mit anschließender Insolvenz im Jahr 1989.
In diesem Jahr wurde auch das letzte Bier von der Patrizier Bräu hergestellt, welche zum Schluss der Eigentümer des 5,2 Hektar großen Geländes war und das Gelände für damals neun Millionen D-Mark an die Stadt Würzburg verkaufte.
Nach einigen Jahren Leerstand der Gebäude zog hier Anfang der 1990er Jahre das „Autonome Kulturzentrum Würzburg“ (AKW) ein. Das AKW war 27 Jahre lang der sozio-kulturelle Treffpunkt der Stadt. Ursprünglich in einer alten Werkstatt in der Martin-Luther-Straße gestartet, eröffnete das AKW im Juli 1992 in der ehemaligen Picherei und Büttnerei des Bürgerbräus seine Pforten.
Im Jahr 2009 meldete aber auch das AKW Insolvenz an und die Türen wurden für immer geschlossen. Schade eigentlich! Die Partys dort waren immer legendär – vor allem an Silvester unter dem Motto „Kernschmelze“. Seit dieser Zeit war das Gelände mehr oder weniger verlassen und wartete auf seine neue Nutzung. Die Fotos auf dieser Seite entstanden im Mai 2013 und zeigen das teilweise verlassene Areal und was daraus bis heute geworden ist.
Pläne für die Zukunft
Im Jahr 2012 wurde das Gelände von der Stadt Würzburg an die beiden Investoren Carsten Höfer (Sektkellerei Höfer) und Roland Breunig (Architekt) verkauft, die wiederum ein Gesamtkonzept für die zukünftige Nutzung vorgelegt haben. Demnach soll hier in den nächsten zehn Jahren für rund zehn Millionen Euro ein Zentrum für „kreative Dienstleistungen“ entstehen, wofür derzeit potenzielle Nutzer gesucht werden. Die alte Bausubstanz aus der Gründerzeit soll dabei weitestgehend erhalten bleiben. Vorstellen können sich die Investoren handwerkliche Läden wie einen Goldschmied, einen Spielzeughersteller oder andere Branchen, die aber auf alle Fälle regionale – „ehrliche“ – Produkte fertigen und verkaufen sollen, passend zum gesamten Ambiente.
Geplant ist unter anderem, dass in das ehemalige Sudhaus eine Gastronomie einziehen soll, die gleichzeitig das Herzstück des Areals bildet. Die Eröffnung ist für Ende 2013 bzw. spätestens 2014 geplant. Laut Investor Roland Breunig soll eine große Außengastronomie mit guten, wertigen, aber „bezahlbaren“ Produkten entstehen. Im hinteren Teil des Geländes, entlang der Zufahrt zum ehemaligen AKW, sollen nicht nur vier Atelier-Häuser für Künstler, sondern auch ein kleines Hotel mit 60 Betten entstehen.
Auch ansonsten haben die beiden Investoren wohl viele Ideen, die es nun umzusetzen gilt. Im Dachgeschoss des Sudhauses wäre laut Breunig der Einzug eines Modelabels vorstellbar, welches den Bereich als Ausstellungsfläche nutzt. Carsten Höfer hingegen will seine Sektkellerei erweitern, für die er dringend mehr Platz benötigt. Mit seinem Betrieb füllt er im Jahr rund 1,3 Millionen Flaschen Sekt ab. 1)Fernsehbericht TV Touring 02/2012 2)Main-Post Artikel „Als Würzburg noch acht Brauereien hatte“ vom 03.06.2012Dieses Video aus dem Jahr 2016 zeigt einen Rundflug mit einer Drohne über das Gelände. Man kann gut den Baufortschritt erkennen.
Umzug des „Central Kinos“ auf das Bürgerbräugelände?
Die Investoren Breunig und Höfer haben dem „Central-Programmkino“ drei Kinosäle im Gewölbekeller unter dem alten Maschinenhaus der Bürgerbräu angeboten. Laut Architekt Breunig könnte künftig auf Höhe der Straßenbahnendhaltestelle an der Kreuzung Frankfurter- und Mainaustraße ebenerdig der Eingang zum gläsernen Foyer sein. Ohne eine einzige Stufe wären von dort aus die Eingänge zu drei unterschiedlich großen Kinosälen in den ehemaligen Brauereikellern zu erreichen.
Eine außerordentliche Genossenschaftsversammlung des Central hat den Vorstand im November 2012 mit überwältigender Mehrheit beauftragt, das Angebot zum Umzug von der Hofstraße auf das Bürgerbräu-Gelände in der Zellerau im Detail zu prüfen und die Rahmenbedingungen auszuloten. 3)Main-Post Artikel „Kino Central liebäugelt mit der Zellerau“ vom 01.11.2012
Nachtrag:
Der Plan wurde in die Wirklichkeit umgesetzt und das Central befindet sich nun tatsächlich seit November 2016 an dieser Stelle. Die Eröffnung wurde mit einem großen Fest gefeiert.
Bilder vom Bürgerbräu Gelände (2013)
Die folgenden Bilder entstanden an einem schönen sonnigen Spätnachmittag Mitte Mai 2013 und zeigen das Bürgerbräu-Gelände vor der Umgestaltung.
Bürgerbräu historisch
Die folgenden Bilder stammen alle von Hobby-Historiker und Stadtrat Willi Dürrnagel. Er ist in Würzburg bekannt für seine äußerst umfangreiche Sammlung historischen Materials und vor allem Postkarten.
Am 29. Juni 2013 führte Dürrnagel im Rahmen des 2. Bürgerbräu Sommerfestes über das Gelände und berichtete über die wechselvolle Geschichte der Würzburger Bürgerbräu und des Stadtteils Zellerau. Auf besonderes Interesse stießen die historischen Fotos und Urkunden, die gezeigt wurden.
Darunter auch die Originalurkunde des geheimen Kommerzienrates Ritter von d`Hengeliere zur Verleihung des Bürgerrechtes an den „verheirateten Brauereibesitzer Gustav d’Hengeliere von Kempten“. Unterschrieben hat diese Urkunde vom 8. November 1878 Bürgermeister Zürn. Gustav d´Hengeliere war einer der Besitzer der Brauerei – zusammen mit Johann Baptist Kinzinger. Willi Dürrnagel hat die Urkunde vor einiger Zeit ersteigert.
In ihrer Entstehung reicht die Braustätte bis auf das Jahr 1815 zurück. Sie wurde in Zell am Main gegründet. Deshalb erhielt sie auch die Bezeichnung „Zeller Brauhaus“. 1866 wurden 20 Hektar Grund und Boden und die Kellerei in der Zellerau erworben und der Gesamtbetrieb wurde im Jahre 1886 an die Frankfurter Straße verlegt. Der Name lautete nun „Kinzinger & d’Hengeliere, bürgerliches Brauhaus Zell-Würzburg (Bürgerbräu Würzburg)“.
Willi Dürrnagel berichtete darüber, dass die Bürgerbräu Würzburg die älteste Brauerei Bayerns war, die Biere im Fass über den Ozean exportiert hatten. Auch eine Speisekarte aus dem Hofbräuhaus auf dem Broadway in New York wurde gezeigt – auch dort wurde das Würzburger Bier ausgeschenkt. Wehmütige Erinnerungen riefen die Fotos des „Bürgerbräukellers“ auf dem Areal von Aldi und Dehner hervor. Dieser Keller entstand in der vorderen Koenig-und-Bauer-Halle – viele Jahre ein beliebtes Lokal der Würzburger, mit großem Biergarten und geräumigen Saal. Diese Bauten waren bis zum Abbruch die Originalbauten der ersten „neuen Fabrik“ von Koenig und Bauer. Die beiden Seitengebäude stehen noch.
Natürlich wurden auch die jetzigen Einrichtungen auf dem Gelände wie das Siebold-Museum, das „Theater-Ensemble“ und die Ateliers der Künstler besucht und über die Sektkellerei Höfer berichtet.
Weiterführende Links
- Webseite der Projektentwicklungs GmbH
- Ausführliche Informationen bei wuerzburgwiki.de
- Artikel bei baunetz.de
Quellenangaben